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18. Deutschland
Mit dem Zusammenbruch der totalitären Systeme Osteuropas ist
der Ost-West-Konflikt als bestimmendes Element der Weltpolitik weggefallen.
Zahlreiche Spannungsfelder und Konflikte brechen nunmehr auf und müssen
gelöst werden.
Deutschland ist vereinigt. Der europäische Integrationsprozess
schafft eine neue Qualität zwischenstaatlicher Zusammenarbeit.
In der historischen Auseinandersetzung zwischen Freiheit und Stalinismus
ist eine wichtige Entscheidung für die Freiheit gefallen. Sie
auf Dauer zu sichern, ist die überragende politische Aufgabe.
Auf dem Wege zu einer umfassenden Friedensordnung liegen jedoch neue
Gefahren, die in den dramatischen Umwälzungen im östlichen
Europa und in Teilen der Dritten Welt gründen.
Der grundlegende weltweite Umbruch der Machtverhältnisse, der
Zusammenbruch des Stalinismus und der Sieg von Freiheit, Demokratie
und Marktwirtschaft gegen Diktaturen, Einparteienherrschaft und Stalinismus
ist das Ergebnis unserer grundsatztreuen Politik im Rahmen des westlichen
Bündnisses. Sie war gleichermaßen gekennzeichnet von Festigkeit
und Verständigungsbereitschaft.
Um des Friedens und der unterdrückten Menschen willen akzeptiert
sie den staatlichen Dialog mit totalitären und autoritären
Machthabern, niemals aber macht sie gemeinsame Sache mit Unterdrückern.
18.1. Deutsche Außenpolitik
Deutsche Außenpolitik hat deutsche Interessen zu vertreten.
Bestimmend bleibt dabei die Achtung des Selbstbestimmungsrechtes der
Völker und der Menschenrechte, die Unterstützung von Demokratie
und Rechtsstaatlichkeit. Damit korrespondieren wirtschaftliche Freiheit,
soziale Gerechtigkeit und Verantwortung für die Umwelt. Die Beachtung
dieser Grundrechte fördert Frieden und Ausgleich. Eine Außenpolitik
für Frieden und Ausgleich zum Nutzen Deutschlands und aller Völker
entspricht unserer gewachsenen internationalen Verantwortung und geschichtlichen
Erfahrung.
Sie bedeutete nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges für
die Menschen im freien Teil Deutschlands die Rückkehr in die
Völker- und Wertegemeinschaft des westlichen Kulturkreises. Die
Attraktivität der westlichen Wertegemeinschaft hat die historischen
Umwälzungen in Osteuropa beschleunigt.
Diese deutsche Entscheidung ist unumkehrbar. Die DBP wird dafür
kämpfen, dass diese Leitlinie der deutschen Außenpolitik
unverändert bleibt: Die europäische und nordatlantische
Einbindung Deutschlands ist die Grundlage für Frieden und Ausgleich
in Europa, sie stärkt Europas Gewicht in der Welt. Einen deutschen
Sonderweg außerhalb der westlichen Wertegemeinschaft darf es
niemals mehr geben!
Die Außenpolitik der DBP will die Beziehungen zu den Nachbarstaaten
Deutschlands intensivieren. Die deutsch-französische Nachbarschaft
weist den Weg in eine friedvolle europäische Zukunft, in der
die Grenzen ihren trennenden Charakter verlieren. Dieses gut nachbarschaftliche
Einvernehmen wollen wir auch mit unseren östlichen Nachbarn erreichen.
Hier kommt den Vertriebenen, den in Mittel-, Ost- und Südosteuropa
lebenden Deutschen sowie der jungen Generation eine besondere Aufgabe
zu.
Der Nachbarschaftsvertrag mit Polen kann dazu eine gute Grundlage
bilden. (Verzicht auf gewaltsame Grenzänderung)
Die gemeinsame Aufarbeitung des Unrechts im Zusammenhang mit der Vertreibung
Deutscher aus angestammten Siedlungsgebieten ist ebenfalls eine wichtige
Grundlage für eine gedeihliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland
und seinen östlichen Nachbarn. Die DBP betrachtet Wahrhaftigkeit
und Ehrlichkeit als unverzichtbare Grundlage der Verständigung.
In enger Verbundenheit mit den deutschen Heimatvertriebenen (über
die geschichtliche Wahrheit und Gerechtigkeit zur Versöhnung)
verfolgt die DBP zentrale Anliegen der deutschen Heimatvertriebenen
für die in den Verträgen mit Polen und Tschechien noch keine
befriedigenden Regelungen gefunden werden konnten, als Ziele deutscher
Ostpolitik.
(Vertreibung und entschädigungslose Enteignung sind Völkerrechtswidrig
- Prof. Klein, 2005)
Die DBP würdigt die Charta der Heimatvertriebenen von 1950. (Trotz
Unrecht zur Versöhnung und Ausgleich bereit!)
Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Minderheitenschutz
müssen Grundlage des Umstrukturierungsprozesses in den früheren
sozialistischen Ländern bilden, um den Frieden in Europa und
der Welt zu sichern. Die Linderung der wirtschaftlichen Not und die
Einführung marktwirtschaftlicher Ordnungen sind die Voraussetzungen
für den Erfolg einer friedlichen Entwicklung. Unterstützung
nicht nur materieller Art, sondern vor allem auch in Form von Beratung,
von Vermittlung technischen und organisatorischen Wissens und Könnens
sind gefordert. Das vereinte Deutschland kann diese Aufgabe nicht
allein leisten, die DBP setzt sich dafür ein, dass sie in gemeinsamer
Solidarität von der Gruppe der sieben stärksten Wirtschaftsnationen
und den Mitgliedern der Europäischen Union wahrgenommen wird.
Die Sowjetunion ist untergegangen. Ihr militärisches Bedrohungspotential,
vor allem durch Atomwaffen, ist geblieben. Durch Verträge und
Zusammenarbeit mit den aus ihr hervorgegangenen Staaten ist sicherzustellen,
dass Atomwaffen und andere Massenvernichtungswaffen nicht weiterverbreitet,
sondern einer effektiven Kontrolle unterstellt und vernichtet werden.
18.2. Volle Souveränität Deutschlands
Mit der Wiederherstellung der staatlichen Einheit hat Deutschland
seine volle Souveränität wieder erlangt. Abhängigkeiten
und Begrenzungen unserer politischen Handlungsmöglichkeiten,
die durch die politische, ideologische und militärische Teilung
unseres Landes und Europas bedingt waren, sind entfallen. Dieser erweiterte
Handlungsspielraum und das künftig stärkere Wirtschaftspotential
bedeuten stärkeren internationalen Einfluss, aber auch größere
weltweite Verantwortung und Solidarität.
Die DBP tritt entschlossen für eine Politik ein, die auf Verteidigung
der Demokratie, der Menschenrechte und des Selbstbestimmungsrechts
der Völker zielt, wo immer sie bedroht werden. Diese Aufgabe
von hohem ethischem Rang darf das wirtschaftsstarke Deutschland mit
seinen über 80 Millionen Einwohnern nicht allein Partnern und
Verbündeten überlassen. Zur Abwehr solcher Bedrohungen müssen
die Deutschen ihren angemessenen Beitrag leisten. Zu Recht erwarten
die Völkergemeinschaft und vor allem unsere Verbündeten,
dass Deutschland mehr Verantwortung zur Friedenserhaltung und Friedensstiftung
übernimmt. Mehr denn je beruht der Weltfriede auf kollektiver
Sicherheit. Kein Staat kann Schutz erwarten, ohne Schutz zu gewähren.
18.3. Deutschland, Europa und die Welt
Allein das Bemühen um Partnerschaft und Zusammenarbeit kann zu
einer auf Gleichberechtigung und Vertrauen ruhenden dauerhaften Friedensordnung
in der Welt führen. Die DBP tritt deshalb für fruchtbare
Zusammenarbeit und fairen Wettbewerb Deutschlands mit allen Nationen
ein. Dabei müssen selbstverständlich unsere Interessen mit
den regionalen Gegebenheiten und soziokulturellen Voraussetzungen
in Einklang gebracht werden.
Nur die unbedingte Anerkennung der Menschen- und Minderheitenrechte
schafft Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. Ohne Minderheitenrechte
ist kein echter Frieden möglich. Unser Einsatz für die Menschenrechte
ist unteilbar. Das Völkerrecht muss von einem Recht souveräner
Staaten zu einem Recht der Völker und Volksgruppen werden. Die
DBP sieht in dieser Fortentwicklung des Völkerrechts eine politische
und moralische Aufgabe deutscher Politik auf allen internationalen
Ebenen und in allen internationalen Institutionen.
Die Vereinten Nationen sind als weltweite Einrichtung der Friedenssicherung
und zum Schutz der Menschenrechte zu stärken. Das erfordert eine
Reform der UN-Charta. Das Tätigwerden zum Schutz von Menschenrechten,
insbesondere bei systematischer staatlicher Verfolgung mit Gefahr
für Leib und Leben von ethnischen oder religiösen Minderheiten,
ist keine widerrechtliche Einmischung in innere Angelegenheiten.
In den Teilen der Welt, wo noch autoritäre Verhältnisse
herrschen, muss die Verwirklichung von Menschenrechten, marktwirtschaftlichen
Strukturen und sozialer Gerechtigkeit Ziel unserer Außenpolitik
sein. Dies ist der wirksamste Beitrag zur Beilegung immer noch schwelender
regionaler Konflikte und zur Festigung des Weltfriedens. 18.4.
Friedenssicherung
Die NATO ist der Garant für die längste Friedensperiode
in Europa. Sie hat Westdeutschland Sicherheit und Partnerschaft mit
den freien Völkern Westeuropas vermittelt. Gemeinsam mit unseren
westlichen Partnern haben wir gegenüber den kommunistischen Diktaturen
des ehemaligen Warschauer Paktes keinen Zweifel an unserer Entschlossenheit
zur Verteidigung der westlichen Wertegemeinschaft aufkommen lassen
und dadurch deutlich gemacht, dass wir uns militärischem Druck
und politischer Erpressung nicht beugen.
Zusammen mit unserer Dialogbereitschaft gegenüber den Staaten
Osteuropas haben wir eine aktive und erfolgreiche Friedenspolitik
betrieben. Sie hat die demokratische Entwicklung in damals kommunistischen
Staaten Europas und einschneidende Abrüstungsmaßnahmen
gefördert.
Das Nordatlantische Verteidigungsbündnis ist gegenwärtig
die einzige intakte Sicherheitsstruktur in Europa. Sie ist das wichtigste
Instrument zur Verhinderung einer Renationalisierung der europäischen
Sicherheitspolitik, sowie zur Verhinderung oder zur Schlichtung denkbarer
nationaler Konflikte.
Die KSZE kann dafür kein Ersatz sein. Ihre Aufgabe liegt in der
Friedenserhaltung durch europäische Zusammenarbeit und in der
Unterstützung der demokratischen und an Menschenrechten orientierten
Entwicklung ehemals kommunistisch regierter Staaten. Dazu gehört
die effektive Garantie der Rechte der nationalen Minderheiten und
Volksgruppen auf internationaler und europäischer Ebene. Auch
die WEU ist keine Alternative zur NATO. Sie hat ihre Aufgabe im Rahmen
der Europäischen Union und stärkt den europäischen
Pfeiler in der Nordatlantischen Allianz. Die NATO versteht sich seit
ihrer Gründung in erster Linie als Wertegemeinschaft. Wir unterstützen
daher den Dialog und die Kooperation der NATO mit den Staaten Ost-
und Südosteuropas. Wir müssen ihnen Optionen zum Beitritt
offen halten.
Die USA werden ein maßgeblicher weltpolitischer Faktor zur Bewahrung
des Friedens und zur Durchsetzung der Demokratie bleiben. Dazu gehört
auch künftig eine nicht nur symbolische Präsenz amerikanischer
Truppen in Europa.
Europa und die USA stehen in gemeinsamer weltpolitischer Verantwortung.
Die NATO bietet dafür das vertragliche Fundament. Die zukünftigen
Aufgaben der NATO liegen " in der Konfliktverhütung durch
Gewährleistung ausreichender und flexibler Verteidigungsfähigkeit
angesichts fortbestehender Risiken für die Stabilität in
Mittel-, Südost- und Osteuropa und in den Staaten der ehemaligen
Sowjetunion; " in der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit mit
den Staaten Mittel-, Südost- und Osteuropas und der ehemaligen
Sowjetunion; " in der Beteiligung an friedenserhaltenden und
konfliktregelnden Maßnahmen im Auftrag der UNO oder der KSZE;
" in der politischen Abstimmung im Hinblick auf Sicherheitsrisiken
und Konfliktpotentiale außerhalb des NATO-Bereiches; " in
der weiteren Förderung des Prozesses von Abrüstung und Rüstungskontrolle.
18.5. Bekenntnis zu den freiheitlichen Traditionslinien des deutschen
Volkes und zur Armee des Volkes - der Bundeswehr
Die DBP würdigt den Freiheitskampf des deutschsprachigen Volkes
gegen Fremdherrschaft (1813 - 1815) und würdigt solche deutschen
Patrioten wie Andreas Hofer, Ernst Moritz Arndt, J.G. Fichte, Turnvater
Jahn, von Blücher, von Scharnhorst, von Gneisenau, von Schill
und Freiherr vom Stein.
Gleiche Würdigung erfahren die Kämpfer der bürgerlich
- demokratischen Revolution von 1848 (Reformen, deutsche Einheit)
sowie der Aufstand national-patriotischer Kräfte der deutschen
Wehrmacht unter Graf Schenk von Stauffenberg und Generaloberst Beck
(Aufstand des Gewissens - 20. Juli 1944) gegen den deutschen Faschismus.
Wir vergessen nicht den mutigen Arbeiteraufstand (17. Juni 1953) in
der ehemaligen DDR für Einheit, Recht und Freiheit und gegen
den sowjetrussischen Stalinismus.
Diese Traditionslinien müssen in der neuen deutschen Bundeswehr
gepflegt werden, um Volkes Armee weiter bleiben zu können.
Die DBP bekennt sich uneingeschränkt zum Friedensauftrag der
Bundeswehr. Verteidigung von Frieden und Freiheit ist Bürgerpflicht.
Deshalb hält die DBP an der Wehrpflicht fest. Die DBP wird eine
allgemeine Dienstpflicht für Männer anstreben, wenn nur
so die Wehrgerechtigkeit gewährleistet werden kann.
Der Auftrag der Bundeswehr, den sie schon bisher vorbildlich erfüllt
hat, bleibt bestehen: Freiheit schützen, Frieden sichern, Krieg
verhindern. Umfang und Kampfkraft haben sich an der Bedrohungslage
zu orientieren. (Landesverteidigung und Verteidigung innerhalb der
Grenzen der Europäischen Union) Dazu gehört die Bereitschaft,
die Bundeswehr auf der Grundlage der Charta der Vereinten Nationen
zur Erhaltung und Herstellung des Weltfriedens zusammen mit den Partnern
in der Europäischen Union und der NATO einzusetzen. (UNO - Mandat)
18.6. Ständige Arbeit am Deutschlandbild
Deutschlands Ansehen in Europa und der Welt wird entscheidend davon
bestimmt, welches Bild von Deutschland, seiner Geschichte, seiner
Kultur und Gegenwart von der auswärtigen Kulturpolitik vermittelt
wird.
Die auswärtige Kulturpolitik - oft als dritte Säule der
Außenpolitik bezeichnet, aber vielfach als fünftes Rad
am Wagen behandelt - steht nach der Vereinigung Deutschlands ebenfalls
vor neuen Herausforderungen. Dabei kann sie, besonders auch im östlichen
Europa und in Übersee, an bedeutende Traditionen anknüpfen.
Die großen Leistungen deutscher Künstler, Gelehrter, Forscher
und Philanthropen sind in vielen Ländern der Erde unvergessen.
Das Interesse an der deutschen Sprache ist größer als je
zuvor. Der internationale Kulturaustausch fördert dauerhafte
und tragfähige Beziehungen zwischen den Völkern.
Sowohl das große deutsche Kulturerbe als auch die wesentlichen
Schöpfungen unserer Gegenwartskultur müssen den Menschen
im Ausland zugänglich gemacht werden, die sich dafür interessieren.
Für Präsentationen im Ausland - das gilt gleichermaßen
für literarische und wissenschaftliche Vorträge, Konzerte,
Theateraufführungen oder Ausstellungen - sollen international
oder zumindest national angesehene Persönlichkeiten oder Ensembles
gewonnen werden. Selbstverständlich müssen auch junge, noch
weniger bekannte Talente die Chance erhalten, im Ausland neue künstlerische
Tendenzen darzustellen.
Im Hinblick auf die Verbreitung der deutschen Sprache bedeutet dies,
dass stärkere Anstrengungen unternommen werden müssen, um
durch Sprachkurse, Literaturhilfe (auch im wissenschaftlichen Bereich)
und durch eine größere Anzahl von Deutschlehrern das gestiegene
Interesse an der deutschen Sprache vor allem in Ost- und Südosteuropa
zu befriedigen. Dies muss nicht in erster Linie durch neue Haushaltsmittel
erfolgen, sondern kann durch Umschichtungen und neue Prioritätensetzungen
in der auswärtigen Kulturpolitik erreicht werden.
Ein bevorzugter Adressat der deutschen auswärtigen Kulturpolitik
sind die im Ausland lebenden Deutschen und die in Mittel-, Ost- und
Südosteuropa lebenden deutschen Volksgruppen. Die zunehmende
Aufgeschlossenheit unserer östlichen und südöstlichen
Nachbarn für Europa muss zunehmend genutzt werden, das unverlierbare,
jahrhundertealte deutsche Kulturerbe in der angestammten Heimat zu
bewahren.
Aufbau von Goethe - Instituten in folgenden Städten Europas:
1. Metz
2. Strassburg
3. Reichenberg
4. Posen
5. Stettin
6. Breslau
7. Danzig
8. Königsberg (Kaliningrad)
9. Memel
Die DBP wird darauf achten, dass die auswärtige Kulturpolitik
im Rahmen der bundesstaatlichen Ordnung Deutschlands und der Kulturhoheit
der Länder geführt wird. 19. Europa als friedlicher
und freiheitlicher Kontinent
Europa kann nur dann in Freiheit und Frieden weiterleben, wenn es
die Kraft zur Einigung findet. Die Identität der deutschen Nation
und die Souveränität Deutschland bleiben erhalten. Die DBP
strebt keinen europäischen Bundesstaat, sondern ein Europa der
Nationen an.
Europa war und bleibt eine grundlegende Voraussetzung für eine
gesicherte Zukunft der europäischen Völker.
Nur ein bürgernahes, starkes und entscheidungsfähiges Europa
bewahrt den Völkern unseres Kontinents ihre Unabhängigkeit
und sichert ihre weltpolitische Handlungsfähigkeit. Die großen
Zukunftsaufgaben Europas lassen sich mit den Mitteln des Nationalstaates
allein nicht lösen. Europa muss gemeinsam Frieden und Freiheit
sichern. Es kann nur gemeinsam die Sicherung unserer Exportmärkte
erhalten, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, vor allem
gegenüber den technisch industriellen Hochleistungsregionen Nordamerika
und Ferner Osten stärken und so den Wohlstand sichern.
Die wirksame Bekämpfung des international organisierten Verbrechens,
die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen angesichts grenzüberschreitender
Belastungen sowie die Eindämmung der Zuwanderung und eine verbindliche
durchgreifende Regelung des Asylproblems können nur europäisch
gelöst werden. 19.1. Einheit Europas
Die Vereinigung Europas ist deshalb für die DBP die Schicksalsfrage
an unsere Zukunft. Die grenzüberschreitenden Herausforderungen
erfordern eine internationale Lastenteilung und die Zusammenarbeit
in einer starken Gemeinschaft. Deutschland braucht seine Nachbarn
und Partner. Sie wiederum brauchen Deutschland, dem aufgrund seiner
Größe und wirtschaftlichen Leistungskraft eine wichtige
Ankerfunktion in Europa zukommt. Die Schaffung der europäischen
Union bekräftigt in der Zeit neuer gesamteuropäischer Möglichkeiten
die Westbindung Deutschlands. Sie gewährleistet mithin auch nach
dem Zusammenbruch des Kommunismus die Kontinuität von Verlässlichkeit
und Berechenbarkeit deutscher Politik. Europas Vereinigung entspricht
Deutschlands Interesse. 19.2. Einheit in Vielfalt
Grundlage der europäischen Zusammenarbeit wird auch in der künftigen
Form der Gemeinschaft die Vielfalt der nationalen Identitäten
bleiben. Völker und Volksgruppen, Staaten und Regionen müssen
an der Vereinigung Europas mitwirken, aber ihre Unverwechselbarkeit
bewahren. Die historisch gewachsene deutsche Staatlichkeit wird deshalb
in Europa weiterhin ihren wichtigen Platz haben. Die DBP wird die
nationalen Interessen und die der Länder mit Nachdruck im europäischen
Integrationsprozess vertreten.
Das Ziel der europäischen Einigung heißt Einheit in Vielfalt.
Wir fordern daher für die Europäische Union nicht nur demokratische
und soziale, sondern auch freiheitliche und föderale Strukturen,
in welchen das Subsidiaritätsprinzip herrscht. Danach darf die
Europäische Union Aufgaben nur dann übernehmen, wenn ihre
Erfüllung auf europäischer Ebene im Interesse der Bürger
unabweisbar notwendig ist und ihre volle Wirksamkeit nur auf Gemeinschaftsebene
erreicht werden kann. Die nationalen, regionalen und lokalen Institutionen
müssen einen eigenverantwortlichen Gestaltungsspielraum behalten,
damit sachgerechte und bürgernahe Entscheidungen getroffen werden
können.
Die Europäische Union wird nur lebensfähig sein, wenn sie
von ihren Bürgern angenommen und unterstützt wird. Das erfordert
vor allem auch den Abbau von Zentralismus und Bürokratismus beim
Zusammenschluss Europas. Das Konzept eines "Europas der Regionen"
muss dabei eine prägende Rolle spielen. Die DBP setzt sich daher
für folgende Strukturelemente einer europäischen Ordnung
ein:
Die europäische Union muss föderativ gegliedert sein in
Länder, Mitgliedstaaten, Europäische Union. Kompetenzen
sind nach dem Subsidiaritätsprinzip zwischen Union, Mitgliedstaaten
und den Ländern abzugrenzen. Europäische politische Entscheidungen
müssen demokratisch legitimiert sein durch das Europäische
Parlament und den Ministerrat der Europäischen Union. Das Europäische
Parlament ist nach allgemeinem und gleichem Wahlrecht zu wählen.
Die Länder bzw. Regionen müssen ein Initiativ- und Mitwirkungsrecht
am europäischen Entscheidungsprozeß erhalten, soweit ihre
Rechte und Interessen betroffen sind. Grundrechte sind zu schützen.
Länder, Regionen und autonome Gemeinschaften müssen ein
eigenständiges Klagerecht vor dem Europäischen Gerichtshof
erhalten.
Die europäische Wirtschaftsunion ist eine große Chance
für alle Völker Europas, die durch eine Währungsunion
ergänzt wurde.
Der Kampf um die gemeinsame soziale Union geht aber weiter. 19.3.
Europäische Einbindung Osteuropas
Zusammen mit unseren westlichen Partnern müssen wir Wege finden,
den jetzt freien Völkern Mittel-, Ost- und Südosteuropas
die geistige, politische und wirtschaftliche "Heimkehr" nach Europa
zu ermöglichen. Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen des gesamten
Westens, den demokratischen Kräften in den ehedem kommunistisch
beherrschten europäischen Staaten zu dauerhaftem Erfolg zu verhelfen.
Die DBP sieht hier eine vordringliche gesamteuropäische Aufgabe.
Die Stabilität der eigenen Währung, das Wachstum der eigenen
Wirtschaft, die Sicherheit des eigenen Sozialsystems, aber auch eine
gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, die ein wirkungsvolles
Krisenmanagement mit einschließt, sind Voraussetzungen dafür,
das die Europäische Union anderen zu helfen imstande ist. An
dieser Einsicht wird die DBP den deutschen Beitrag zur Einheit Europas
ausrichten.
Im Blick auf das Scheitern des Stalinismus und die Demokratisierungsbewegung
bei unseren östlichen Nachbarn stellen sich hier allen europäischen
Völkern neue Aufgaben.
Unsere Verantwortung und die wirtschaftliche und politische Vernunft
gebieten eine enge Zusammenarbeit der EU-Staaten mit den Staaten Mittel-,
Ost- und Südosteuropas. Die Bemühungen dieser Staaten unseres
Kontinents um Assoziierung oder Beitritt zur Europäischen Union
werden von der DBP unterstützt.
19.4. Bewahrung der Volksgruppen- und Minderheitenrechte Die DBP tritt
für das Recht auf die angestammte Heimat als ein unabdingbares
Menschenrecht ein und verurteilt jede Form der Vertreibung. Eine freiheitliche,
friedliche und gerechte Ordnung in Europa erfordert zwingend die Schaffung
eines international verbrieften Volksgruppenrechts und eines durchsetzbaren
Minderheitenschutzes. Dafür wird die DBP mit aller Kraft kämpfen,
denn ohne Sicherung dieser Rechte wird es keine gerechte und dauerhafte
Friedensordnung auf unserem Kontinent geben. Diese Rechte müssen
vor dem Europäischen Gerichtshof einklagbar sein. 20.
Globale Verantwortung
Deutschland und Europa müssen aus globaler Verantwortung und
auch aus ureigenstem Interesse die Entwicklung der armen Länder
Afrikas, Asiens und Lateinamerikas verstärkt unterstützen.
Die Hauptverantwortung für ihre Entwicklung tragen diese Länder
selbst. Entwicklungszusammenarbeit kann immer nur Hilfe zur Selbsthilfe
sein.
In diesen Ländern muss sich die Überzeugung durchsetzen:
Je weiter ein Entwicklungsland auf dem Wege zu einer freiheitlichen,
marktorientierten und sozialen Wirtschaftsordnung, zu politischer
Stabilität, zu Demokratie und Achtung der Menschenrechte vorangeschritten
ist, desto günstiger sind seine Voraussetzungen für Wachstum,
soziale Ausgewogenheit und damit auch wirksamere Armutsbekämpfung.
Entwicklungszusammenarbeit verdient ihren Namen nur, wenn sie mittel-
oder langfristig die Entwicklung des Empfängerlandes voranbringt.
Das setzt ihren wohlüberlegten, den besonderen Gegebenheiten
angepassten Einsatz und entsprechende Eigenanstrengungen im Empfängerland
voraus. Der Mensch selbst ist der entscheidende Motor jeder Entwicklung.
Wir sehen daher in der Hilfe zur Selbsthilfe, in der Förderung
der Privat initiative und in weitgehend projektbezogenen Hilfen die
wesentlichen Grundlagen der Entwicklungspolitik. Dazu gehört
auch, dass knappe finanzielle Mittel nicht in Rüstung, sondern
in Entwicklungsinvestitionen gehen.
Die DBP wird deutsche Entwicklungszusammenarbeit deshalb konsequent
daran orientieren, inwieweit sich die betreffenden Regierungen um
geeignete politische, wirtschaftliche und soziale Rahmenbedingungen
in ihren Ländern bemühen.
Wo wirtschaftliche und Entwicklungszusammenarbeit das Los der Menschen
erkennbar verbessern, Hunger, Krankheit und Armut überwinden
und zu wirtschaftlichem Aufschwung und politischer Stabilität
beitragen, wird sich die DBP für verstärkte Entwicklungszusammenarbeit
einsetzen. Länder, die vom Drogenanbau leben, müssen andere
wirtschaftliche Perspektiven erhalten. Die Entwicklungszusammenarbeit
leistet auch einen Beitrag zur Beseitigung von Fluchtursachen und
Armutswanderungen.
Armutsbekämpfung, Umweltschutz und Bildung sind für die
DBP zentrale Aufgaben der Entwicklungszusammenarbeit. Die Bekämpfung
der Armut bedeutet insbesondere Sicherung der Ernährungsbasis,
Förderung der Privatinitiative und der Selbsthilfeinitiative,
Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit sowie verstärkte
Anstrengungen zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums,
das in vielen Entwicklungsländern dazu beiträgt, die Umwelt
zu zerstören und den sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt
zu behindern.
Die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen ist die Voraussetzung
jeglicher Entwicklung. Armutsbekämpfung bedeutet nicht zuletzt:
verstärkt in die Menschen investieren. Bildung und Ausbildung
ist das wichtigste Kapital. Die Grundbildung der breiten Bevölkerung
ist eine entscheidende Voraussetzung für Entwicklung. Die partnerschaftliche
Entwicklungspolitik der DBP wird mehr als bisher berücksichtigen,
dass gewachsene Strukturen genutzt und nicht zerstört, kulturelle
Identitäten gepflegt und nicht verschüttet, religiöse
Gefühle respektiert und nicht verletzt werden.
Entwicklungspartnerschaft verlangt weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen,
die den Entwicklungsländern die Chance einräumen, aus der
internationalen Arbeitsteilung Nutzen zu ziehen. Abbau des Protektionismus
und Hilfestellung bei der Bewältigung der Schuldenprobleme durch
Strukturanpassung und Schuldenerleichterung sind dabei von besonderer
Bedeutung. Der freie Zugang für Erzeugnisse aus Entwicklungsländern
zum EU-Markt gehört zu den sinnvollsten entwicklungspolitischen
Maßnahmen. Dabei sind die besonderen Belange der Landwirtschaft
zu berücksichtigen.
Entwicklungszusammenarbeit ist aber nicht allein eine staatliche Aufgabe,
sondern eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft. Dem
Engagement der Kirchen, der nicht-staatlichen Organisationen und der
politischen Stiftungen kommt dabei besondere Bedeutung zu. Die private
Initiative ist auch in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas
ein entscheidender Motor für Entwicklung. Deshalb trägt
nicht zuletzt privatwirtschaftliche Zusammenarbeit erheblich zum wirtschaftlichen
und sozialen Aufbau der Entwicklungsländer bei.
In der Nord-Süd-Zusammenarbeit müssen wir uns von der Vorstellung
einer getrennten Entwicklung von Industrie- und Entwicklungsländern
lösen. Die gegenseitigen Abhängigkeiten dieser Welt sind
inzwischen unauflösbar. Außenpolitik gewinnt allmählich
den Charakter weltweiter Innenpolitik. Nach dem Willen der DBP muss
deshalb Deutschland seine führende Rolle in der Welt für
die globale Bewahrung der Schöpfung weiter ausbauen. In der Welt
von morgen wird es keine Inseln des Wohlstandes mehr geben und keine
Inseln, die für sich allein ökologisch intakt sind. Massenarmut
und Hungerkatastrophen, Ozonloch und Treibhauseffekt, Zerstörung
der Regenwälder und Ausbreitung der Wüsten zeigen das Ausmaß
der internationalen Herausforderung.
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